Willkommen hier vorm Tharandter Wald  
 
  Tharandter Heimatgeschichten 23.11.2024 16:15 (UTC)
   
 
*** QUELLE: HOMEPAGE DER STADT THARANDT *** ________________________________________________ Beiträge zur Heimatgeschichte (1) Stand: 12. Juni 2006 - «Home» Stadt Tharandt Tharandt um 1900 - ein blühendes Gemeinwesen - Prof. Dr. Ottfried Bloßfeld, Tharandt - Zur Gründung und Entwicklung Tharandts seit dem 12. Jahrhundert - zunächst Granaten genannt -, zur Lage in den Tälern der Wilden Weißeritz und des Schloitzbaches, zur Verleihung des Stadt- und Marktrechtes durch Kurfürst Christian II. im Jahre 1609, zum prägenden Bild des Burgberges durch die Kirche, die Ruinen der alten Burg und das Suminski-Schloss gibt es zahlreiche Veröffentlichungen. Die idyllische Lage der romantisch gelegenen Stadt hat Schiller beschrieben; Johann Christian Klengel, Caspar David Friedrich, Karl Friedrich Schinkel, Adrian Ludwig Richter, Johann Clausen Dahl und Karl Blechen haben hier gemalt, Carl Wilhelm Arldt schuf eine Serie von Kupferstichen. Meisterhafte Blätter mit Ansichten von Tharandt wurden von Christian Wilhelm Ernst Dietrich gezeichnet und von A. Zingg gestochen. Dietrich war Hofmaler und Professor an der Dresdner Kunstakademie. Johann Wolfgang Goethe besuchte Tharandt, auch Napoleon war kurz hier. Die Bedeutung der Stadt nahm zu, als 1811 der aus Zillbach/Rhön stammende Forstmann Heinrich Cotta vom sächsischen König berufen wurde und eine Forstvermessungsanstalt in Tharandt gründete. Seit 1811 bildete er in seiner privaten Forstlehranstalt Forstleute aus. Diese Anstalt wurde 1816 zur Königlich-Sächsischen Forstakademie erhoben, die Weltruf erlangte. Auch heute hat Tharandt weiter eine weltweite Ausstrahlung. In den fast 200 Jahren seit der Gründung hat Tharandt Bedeutendes für die forstliche Lehre und Forschung geleistet. Aus neuerer Zeit stammen einige Bilder Tharandts von bedeutender künstlerischer Qualität von Elisabeth von Cotta, die unverheiratet bis 1948 in Tharandt lebte. Sie war eine Tochter des Oberforstmeisters Heinrich von Cotta. Dessen Vater war Friedrich August, der zweite Sohn Heinrich Cottas. Therese Judeich war die Frau des Geheimrates Prof. Dr. Judeich, von 1866 bis 1894 Direktor der Königlichen Forstakademie. Von ihr stammt ein Bild des Akademiegebäudes um 1890. Arnulf Schmidt (1874 bis 1916) war Tharandter Bürger, er malte die nähere und weitere Umgebung Tharandts in zahlreichen Studien und Ölbildern. Georg Erdmann Lemm (1867 bis 1940) war Berliner und ließ sich in Tharandt nieder. Er malte Bilder in wunderbarer Farbharmonie, Landschaften mit blühenden Obstbäumen, aber auch Stadtansichten mit Kirche und Schlossteich sowie die ehemalige Teichmühle. Bilder von A. Schmidt und G. Lemm sind zahlreich im Besitz Tharandter Familien. Der landschaftliche Reiz unserer Heimatstadt hat auch in neuerer Zeit Künstler und Fotografen zu vielfältigen Arbeiten angeregt, so Joachim Fröhlich (Feder- und Kohlezeichnungen, Aquarelle), Heinz Pöschel (Gemälde, Holzschnitte), Ruth Pöschel, Cäcilie Storck (Fotografien). Diese Künstler wurden durch den Tharandter Kultur- und Kunstverein e. V. in zahlreichen Ausstellungen geehrt. Auch Dichter haben in Briefen und Reisejournalen die Schönheit Tharandts und seiner Umgebung beschrieben. Heinrich von Kleist schrieb an seine Verlobte Wilhelmine von Zenge, zärtlich Minchen genannt, begeisterte Briefe mit den bekannten Sätzen, von der Ruine ins Tal blickend: "Welch eine Fülle von Schönheit bis Mitten im engen Gebirge hat man die Aussicht in drei reizende Täler. Wo sie sich kreuzen, steht ein Fels, auf ihm die alte Ruine. An seinem Fuße, wie an den Felsen geklebt, hängen verstreut die Häuser von Tharandt. Der Architekt Karl Friedrich Schinkel war 1803 in Tharandt und schreibt: "Die herrliche Umgebung der Stadt Dresden ließen mich auf kleinen Exkursionen frohe Stunden genießen. Eine der genussreichsten war die Fußreise durch den Plauenschen Grund nach Tharandt. Im tiefen Grund liegt die kleine Stadt mit dem Bade; in der Mitte des Tales erhebt sich ein steiler Hügel, auf dem man die Kirche und die Ruinen des alten Schlosses erblickt." Auch Grillparzer äußert sich nach einem Besuch in Tharandt im Sommer 1826 begeistert über die paradiesische Lage Tharandts, wo er einige Götterstunden verlebte. Aus Veröffentlichungen des Jahres 1900 soll ein Blick auf die Stadt und seine Einrichtungen und Einwohner vor 100 Jahren gerichtet werden. Im Stil der romantischen Zeit um 1900 wird Tharandt wie folgt beschrieben. Man beachte die kunstvollen Schachtelsätze. Man hat Mühe, das Ende der Sätze dem Anfang zuzuordnen: Tharandt in seiner landschaftlichen Pracht und Anmut unter den vielen lieblichen Städten des an hervorragenden Naturschönheiten überaus reich gesegneten Sachsenlandes einzig dastehend, liegt 210 m über dem Spiegel der Ostsee nahe bei Dresden, nur drei Wegstunden südwestlich von diesem entfernt am Fuße des sächsisch-böhmischen Erzgebirges. bis Mitten durch das über 200 Häuser und ca. 3000 Einwohner zählende Städtchen hindurch führt die aus der genannten Residenz über Freiberg, Chemnitz, Zwickau malerisch sich hinziehende Hauptstraße und Eisenbahn nach Bayern und darüber hinaus. bis dem rühmlichst bekannten und oft beschriebenen Plauenschen Grunde entlang bietet der anmutig gewundene Weg nach Tharandt schon an und für sich dem Reisenden einen hohen Genuss durch die überraschend abwechselungsreiche Aussicht auf fruchtbare Felder und Obstgärten, vielgestaltige grüne Hügel und Berge, dunkle Schluchten, auf freundliche, Wohlstand verratende Dörfer und wird derselbe außerdem durch eine ungewöhnlich rege Fabrik- und Gewerbethätigkeit belebt und unterhaltend gemacht. Nachdem kurz zuvor bei der Eisenbahn-Station Hainsberg die hohen, mit üppigem Laub- und Nadelholz bestandenen Bergwände einander aufs neue näher gerückt waren, erweitert sich dicht vor dem Städtchen Tharandt das aus Nord-Ost kommende Dresdner Thal wieder und spaltet sich hier in zwei nach Nord-West und nach Süden in mehrfachen Windungen verlaufende, das Schloitzbach- und das Brunnenthal bildende Arme. bis Gerade in die Mitte des idyllischen Vereinigungspunktes dieser drei ihrem Charakter nach ganz verschiedenen Thäler senkt sich steil die sattelförmig auslaufende Spitze des doppelt so hohen Kienberges, welcher den königlichen forstbotanischen Garten trägt; von da schaut die pflegerisch erhaltene, malerische Ruine der seit Jahrhunderten verfallenen Burg Tharandt und die späterhin aus der letzteren Steinen erbaute, freundliche Kirche majestätisch in die entzückend schöne Landschaft hinein, in welcher der klare Schlossteich ihr harmonisches Bild mit zauberhafter Treue widerspiegelt und die Villen und Häuser des Ortes mit ihren zahlreichen Rosengärten in buntester Mannigfaltigkeit sich ausbreiten. bis Durch das seine beiden anderen Schwestern in imposanter Schönheit und zugleich Anmut übertreffende Brunnenthal, in welchem nächst den "heiligen Hallen" das Mineralbad mit Kurhaus, Hotel und Restauration gelegen, rollt der Gebirgsfluss "wilde Weißeritz" auf steinigem Bette sein kristallklares, forellenreiches Wasser in der Richtung nach Dresden, während von den zu beiden Seiten hoch aufgerichteten, mit herrlichen Buchen, Fichten und Tannen bestandenen Höhen zahlreiche Quellen nach dem mit lautem Geplätscher flüchtig davon eilenden Flüßchen herabrieseln und dem Thale Leben und Kühlung geben, laden die durch fürsorgliche Hand angebrachten schattigen Sitze zum genussreichen Ausruhen in der Stille des Waldes ein. Ackerbau, Handel und Großindustrie sind in Tharandt um 1900 nur wenig vertreten. Hauptnahrungszweige sind Kleingewerbe und das Vermieten von Wohnungen an Sommergäste und Studierende. Das Leben in dem reizend gelegenen, durch mittleren Wohlstand seiner Bewohner behaglichen und kleinstädtisch gearteten Ort ist umso angenehmer, als seine überaus nahe Beziehung zu Dresden, nach und von welchem täglich je 30 Eisenbahnzüge in 20 Minuten führen, alle geistigen und leiblichen Genüsse der Großstadt ihm nahe bringt, ohne die vielen Schattenseiten einer solchen fühlen zu machen. Folgende Einrichtungen werden für Tharandt bis Lage 210 m über dem Spiegel der Ostsee, 200 Häuser, 3000 Einwohner bis für 1900 angeführt: Sehenswürdigkeiten: Ruine, Kirche, Forstbotanischer Garten, Gräflich-Suminskysches Schloss, Königsplatz, Cottas Grab, Heinrichseck, Strohtempel, Heilige Hallen, Breiter Grund, Johannistempel, Stille Liebe, Königliche Forstakademie. Schulen: Die Stadtschule, eine 7-klassige mittlere Volksschule, unterrichtet in 9 Klassen 394 Kinder. An ihr wirken 8 Lehrer und 1 Lehrerin für Handarbeit. An Schulgeld sind pro Monat 40 Pfennig zu entrichten. Schuldirektor ist Max Clemens Dörner. Weitere Lehrer sind Oberlehrer Friedrich August Mäcke, Lehrer Otto Emil Melzer, Lehrer Friedrich Gustav Hauffe, Lehrer und Kantor Ernst Sickert, Lehrer Ernst Töpler, Hilfslehrer Hans Dathe, Hilfslehrer William Heinrich, Lehrerin Frl. Köhler. Eine Fachzeichenschule für Gewerbliches Zeichnen wurde 1893 gegründet, 70 Schüler, Unterricht im Schulhaus Wilsdruffer Str. 73 B. Progymnasium "Albertinum", Vorbereitungsanstalt für Gymnasium und Realgymnasium, gegründet 1873 durch Kantor Heyne, 24 Schüler, Unterricht Burgstraße 135 und 135 B. Töchterschule und Pensionat, Wilsdruffer Str. 21, gegründet 1880, 37 Schüler; Vorsteherin Frl. Fanny Franziska Franke, Sidoniestr. 174 G. Folgende Königliche Anstalten sowie Kaiserliche und Königliche Behörden befanden sich in der Stadt: 1. Forstakademie: Zahl der Studierenden: 89, davon 14 Anwärter für den höheren sächsischen Forstdienst, 12 andere Sachsen, 23 andere Deutsche, 40 Nichtdeutsche. Direktor: Prof. Dr. Neumeister, Weitere Professoren: Prof. Dr. Nobbe, Prof. Dr. Kunze, Prof. Dr. Nitzsche, Prof. Dr. Weinmeister, Prof. Dr. Lehmann, Prof. Dr. Vater, Prof. Dr. Groß bis gleichzeitig Verwalter des Tharandter Lehrforstreviers, Prof. Dr. Wislicenus. Forstgarten Tharandt: Forstgarteninspektor Gustav Büttner 2. Königliches Forstrentamt 3. Amtsgericht, Amtsrichter Dr. jur. Hucho 4. Friedensrichteramt, Friedensrichter Theodor Treiber 5. 2 Gendarmeriestationen, Wilsdruffer Str. 33 und 33 B 6. Eisenbahnstation Tharandt: Bahnhofsinspektor Beckert, 15 Beamte, 19 Nichtbeamte des Stationsdienstes, 16 Beamte, 14 Nichtbeamte des Maschinendienstes (Lokführer, Heizer), 20 Beamte des Fahrdienstes, 16 Beamte der Bahnunterhaltung 7. Kaiserliches Post- und Telegrafenamt: Maukisch, Postmeister; 4 Postassistenten, 9 Unterbeamte 8. Standesamt für Tharandt und Großopitz 9. Stadtgemeinderat: Bürgermeister: Dr. jur. Schauer, Stadträte: Prof. Dr. Neumeister, Freiherr von Milkau, Gustav Zschaler, Moritz Hahn, Stadtverordnete: Otto Kasten (Kaufmann), Carl Roßberg (Holzhändler), Ernst Vogel (Mühlenbesitzer), Friedrich Funke (Rohrmeister), Friedrich Uhlmann (Brauereibesitzer), Dr. Johannes Haupt (Arzt), August Löwicke (Privatus), Paul Weißer (Redakteur), Johannes Hartmann (Fleischerobermeister), Ausschüsse des Stadtgemeinderates: Rechnungs-, Abschätzungs-, Armen-, Bau-, Markt-, Wahl, Einquartierungs- und Sparkassen-Ausschuss 10. Sparkasse 11. Volksbibliothek 12. Kirche (Parochie Tharandt-Großopitz): Pfarrer: Johannes Jäger; Organist: Ernst Sickert; Glöckner: Carl Börner 13. Freiwillige Feuerwehr (gegründet 22.4.1876): 47 Mitglieder, Hauptmann: Moritz Naumann (Bezirksschornsteinfegermeister) 14. Pflicht-Feuerwehr: ihr hat jeder männliche Einwohner vom 21. - 45. Lebensjahr anzugehören. Befreiungen sind möglich, Bestand: 72 Mann, Hauptmann Ernst Vogel (Mühlenbesitzer) 15. Zwei praktische Ärzte gab es in Tharandt, eine privilegierte Apotheke 16. Die Kuranstalt Villa Sanitas (heute Rathaus) wurde vom Geheimen Sanitätsrat Dr. Johannes Haupt geleitet 17. Es gab in Tharandt um 1900 elektrische Beleuchtung, 12 Fernsprechstellen 18. Weiter waren von Bedeutung: 1 Buchhandlung mit Journalistikum, 1 Volksbibliothek, 2 Leihbibliotheken, 1 Buchdruckerei, 1 Tages- und Anzeigenblatt, 1 photografisches Atelier 19. Gäste konnten in 17 Gaststätten und Hotels einkehren. Fazit: Was hat sich in den 100 Jahren seit 1900 in Tharandt geändert? Es gibt mehr Telefone!! Große Bedeutung hatten in Tharandt die Vereine: 1. Tharandter Verschönerungsverein, gegründet 10.8.1899,140 Mitglieder, Vorsitzender: Bürgermeister Dr. Schauer 2. Bürgerverein, gegründet 14.1.1843, 80 Mitglieder, Vorsitzender: G. Zschaler 3. Landwirtschaftlicher Verein, 48 Mitglieder, Vorsteher: Dr. Böhme, Rittergut Kleinopitz 4. Verein der Beamten der Königlich-Sächsischen Staatseisenbahn, Ortsgruppe Tharandt; 85 Mitglieder, Vorstand: B. Werner, Stationsassistent, 5. Sächsische Fechtschule, Verband Tharandt; gegründet 6.5.1886, Vorsteher: Voigt, Stadtkassierer 6. Frauenverein, gegründet 1899; 170 Mitglieder, Vorstand: Frau von Zehmen 7. Obstbauverein für Tharandt und Umgebung, gegründet 1879, 48 Mitglieder, Vorsitzender: G. Büttner, Forstgarteninspektor 8. Königlich-Sächsischer Militärverein, gegründet 3.4.1867, 200 Mitglieder, Vorsteher: W. Sperling, Steueraufseher 9. Turnverein Tharandt, gegründet 1845, Mitgliederzahl 116, Vorsitzender des Turnrates: Kantor Sickert 10. Pädagogischer Verein Tharandt, 36 Mitglieder, Vorsitzender: Dörner, Schuldirektor 11. Verein Erholung zur geselligen Unterhaltung, Vorsteher: Dr. Hucho, Amtsgerichtsrat 12. Gabelsberger Stenografenverein, gegründet 9.11.1894; 15 Mitglieder, Vorsteher: G. Vette 13. Stenografen-Verein Stolze-Schrey, gegründet 5.1.1896, 29 Mitglieder, Vorsitz: Stadtwachtmeister Dittmann 14. Gesangverein, gegründet 3.5.1844, 15 aktive Mitglieder, 50 passive Mitglieder, Dirigent: Schuldirektor Dörner; Kassierer: Kaufmann Berthold 15. Gesangverein Sängerkreis, gegründet 29.1.1885; 34 aktive Mitglieder, 7 passive Mitglieder, Dirigent: E. Riesen, Musiklehrer; Kassierer: H. Höpfner, Akademiehausmann Innungen mit dem Sitz in Tharandt 1. Fleischer-Innung, gegründet 1516; 110 Mitglieder; Obermeister: Joh. Hartmann 2. Freie Innung der Baumeister von Tharandt und Umgebung, gegründet 1564 (Pergamenturkunde vorhanden); 29 Mitglieder; Obermeister: Baumeister Weichert, Kassierer: Baumeister Müller sen. 3. Schneider-Innung, 51 Mitglieder, Obermeister: Oscar Höpfner 4. Vereinigte Stellmacher- und Böttcher-Innung, gegründet 1617; 35 Mitglieder, Obermeister: Karl-Friedrich Börner 5. Bäcker-Innung, gegründet 1745; 56 Mitglieder, Obermeister: F. E. Chemnitzer 6. Tischler-, Glaser-, Stuhlbauer- und Drechsler-Innung; gegründet 1899, 30 Mitglieder, Obermeister: Emil Dachselt 7. Schmiede-Innung, gegründet 1581; 55 Mitglieder, Obermeister: Anton Döhnert 8. Schuhmacher-Innung, gegründet 1615; 135 Mitglieder, Obermeister: Karl Heinrich Döring. . Stark wie eine Eiche! - Wolfgang Heinitz, Tharandt - Eichenwälder sind in unseren Landen rar geworden. Also muss man schon suchen, ehe man eine alte Eiche gefunden hat. In Tharandt kann man auf eine Höhe klettern, auf die "Bismarckhöhe" und findet dort die hundertjährige "Bismarckeiche". Am 29. April 1903 wurde sie von Tharandter Verehrern des Otto von Bismarck gepflanzt. Es rankt sich vielerlei Erzählenswertes um diesen Mann, um diese Eiche und um die Tharandter Bürger, denen vor hundert Jahren am Herzen lag, ein Andenken an "ihren" Bismarck in der Stadt aufzurichten Otto Fürst von Bismarck entstammte einem renommierten Adelsgeschlecht aus der Altmark, wo er am 1. April 1815 geboren wurde. Wenn man den Lebensweg dieses hoch angesehenen Politikers und Staatsmannes verfolgt, dann trifft man auf sehr unterschiedliche politische Entscheidungen, die von ihm getroffen wurden. Aber eines ist ihm nicht abzusprechen: Er war der Mann, der als erster Reichskanzler es zustande gebracht hat, dass aus den vielen kleinen Adelsrepubliken, aus den norddeutschen und süddeutschen, miteinander oft verfeindeten Ländern im Jahre 1871 das Deutsche Reich entstand. Er präsentierte echte preußische Tugenden, die in den nördlichen Regionen unseres Landes besonders geschätzt wurden. Als er am 18. März 1890 sein Abschiedsgesuch an den Kaiser unterschrieb, der ihn dann am 20. März entließ, waren große Meinungsunterschiede zwischen Reichskanzler und Kaiser zutage getreten. Die Mehrzahl der Deutschen trauerte diesem Ereignis nach, und es begann eine Bismarckverehrung noch nie gekannten Ausmaßes. In vielen Städten bis besonders des norddeutschen Raumes - regten sich Kräfte, die manchmal weit über ein übliches Andenken an einen großen Mann hinausgingen. Wir lesen in einer Biographie über ihn: "Eine der großen Ironien der Laufbahn Bismarcks liegt darin, dass der Mann, der persönliche Popularität nie suchte, jedenfalls nicht, solange er im Amt war, einer der populärsten Staatsmänner aller Zeiten werden sollte." Diese Verehrungen steigerten sich noch, als Otto von Bismarck am 30. Juli 1898 starb. Auch in Tharandt, wo die Verehrung dieses Staatsmannes feste Wurzeln geschlagen hatte, rührten sich nun Kräfte, die eine würdige Gedenkstätte an ihn schaffen wollten. Lange Zeit beschäftigten sich Tharandter Kreise damit, auf dem Ruinengelände einen Bismarckturm zu errichten. Es wetteiferten damals Städte und Gemeinden miteinander, mit der Größe ihrer Denkmäler die Verbundenheit mit diesem Mann zu bezeugen. Als es aber an die Planung und Ausführung eines solchen Turmes in Tharandt ging, stellte sich heraus, dass die verfügbaren Finanzen für einen solchen Bau nicht ausreichten. Eine lange Zeit verstrich, ehe dann eine Tharandter Delegation in den Sachsenwald, der zu Bismarcks Besitzungen gehört, reiste und von dort einen Sämling mitbrachten. Dieser wurde auf einer erhöhten Stelle, auf der gerade zur Bebauung frei gegebenen "Ziegenleite" eingepflanzt. Davor wurde eine Tafel gesetzt, die den Pflanztag auswies. Warum das Datum 29. April 1903 gewählt wurde, ist uns nicht bekannt. Die "Bismarckhöhe" war an diesem Tag geboren worden. Es kam das Jahr 1945 und in den folgenden Jahren wandelte sich das Verständnis für diesen großen Staatsmann von der Verehrung zur strikten Ablehnung seiner politischen Arbeit und der darüber entstandenen Bewunderung. Aus der Bismarckhöhe wurde die Ernst-Thälmann-Höhe. In weiser Voraussicht auf das Kommende nahm sich Frau Thea Fleischer, die neben dem Platz, auf der die Eiche gepflanzt worden war, ihr Haus erbaut hatte, der Gedenktafel an und ließ sie unter den dichten Büschen ihres Gartens verschwinden. Es war nur eventuell der Stein zu sehen, an dem die Tafel angebracht war. Nur wenige Bewohner der Höhe wussten nach vielen Jahren noch etwas von dieser Tafel. Erst als nach 40 Jahren die politische Wende eingetreten war, besannen sich einige, dass es doch seit 1903 eine Bismarckhöhe gab und sie wurde es wieder. Danach begann das Fragen nach dem Verbleib des Steines. Die Frau des Sohnes der Thea Fleischer, Frau Friedl Fleischer, war informiert und konnte den Stein mit der Tafel der Stadt Tharandt übergeben. Restauriert steht das Bismarck-Andenken nun wieder am alten Ort und erinnert an eine geschichtliche Zeit, die von wenigen noch beachtet wird, aber eben doch auch in die Geschichte der Stadt Tharandt eingeordnet werden muss. Sie fragen nach der Eiche? Die Hundertjährige steht, ohne eine Alterserscheinung zu verraten, stark im Boden der Bismarckhöhe verwurzelt in bewundernswerter Frische da und wartet auf Ihren Besuch. . Wie sich in Tharandt die Darstellung der Heimatgeschichte entwickelte - Wolfgang Heinitz, Tharandt - In dem zweiten Heft unserer "Marginalien", das Ende 1995 erschien, schilderte ich Historisches und Gegenwärtiges bei einem Gang durch unsere Stadt . Nach vielen Jahrzehnten des Sammelns und gerade erst neu entdeckten Quellen konnte ich den Versuch unternehmen, unseren Einwohnern, den "Ausgewanderten" und so manchen an Tharandt Interessierten, wie es im Rücktitel hieß, "noch mehr Vertrautheit zu dieser Stadt und gleichzeitig für viele auch ein Buch zum Erinnern" zu gestalten. Es gab auf diese Veröffentlichung hin sehr viele Zuschriften von denen, die es mit Interesse gelesen hatten, und von manchem konnte ich auch Ergänzungen, Kritiken und Richtigstellungen dankbar entgegennehmen. Für eine später in den "Marginalien 2" vorgestellte Begebenheit zeigte bereits 1992 der MDR Interesse, als er eine Reportage über Tharandt sendete. Leider kam dabei aber diese Begebenheit in der Sendung nicht erschöpfend genug zur Darstellung. In den "Marginalien 2" ist es so zu lesen: "So wie der Burgberg im 19. Jahrhundert ein Anziehungspunkt für viele darstellende Künstler war, so ist er gewiss auch dem Dramatiker Friedrich Kind eines Schauspiels wert gewesen." ("Das Nachtlager von Granada") Was ihn bewogen haben mag, die Handlung aus dem deutschen Wald nach Spanien und den nicht mehr gebräuchlichen Ortsnamen "Granaten" als Vorlage für "Granada" zu verwenden, wird sicher immer ein Rätsel bleiben. Vielleicht wollte Friedrich Kind nach dem im "Freischütz", (für den er das Libretto geschrieben hatte), verherrlichten deutschen Wald seinen Bewunderern ein anderes Kolorit vor Augen führen. Das Verlagern des Stoffes in fremdländische Gefilde lag in den Gepflogenheiten jener Zeit. "Das Schauspiel ("Das Nachtlager von Granada", das auf einem Ereignis, welches sich im Tharandter Wald abgespielt hatte, fußt,) wäre bald vergessen gewesen, wenn nicht der Komponist Conradin Kreutzer in einem Brief vom November 1825 sich diesen Stoff für die Komposition einer Oper erbeten hätte. Im Jahre 1834 wurde die romantische Oper gleichen Titels in Wien erfolgreich uraufgeführt. Im gleichen Jahr war sie auch in Dresden zu hören. Sie trat im 19. Jahrhundert ihren Siegeszug über alle Opernbühnen Europas an. ..." Bei den Opernfreunden genoss und genießt der Schlusschor zum 1. Akt "Schon die Abendglocken klangen" ein besonderes Wohlwollen. Ich schrieb weiter: "In der Dresdner "Abendzeitung" Nr. 106 von 1818 bringt der Rezensent C. A. Semler seine Verwunderung zum Ausdruck, dass Kind die auf der Burg Tharandt und im Tharandter Wald spielende Geschichte nach Spanien verlegt habe, aus Granaten (dem einstigen Ortsnamen Tharandts) Granada gemacht habe. ... Betrachtet man nun das Szenarium dieses Bühnenstückes genauer, so stellt man fest, dass alle dort angegebenen Örtlichkeiten eindeutig der Burg Tharandt zugeordnet werden können." Unsere bei den Ausgrabungen an der Burgruine gewonnenen Erkenntnisse lassen hierüber keinen Zweifel zu. Täler und Höhen des Tharandter Territoriums wurden in den "Tharandter Marginalien 2" vorgestellt und mit den geschichtlichen Ereignissen verknüpft. Schließlich fanden "Menschen dieser Stadt" in tragischen wie auch lustigen Begebenheiten Erwähnung. Ich erhielt als Echo auf meine Zeilen Zuschriften, die mir Mut machten, mich auch weiterhin der Tharandter Geschichte anzunehmen. Im Jahre 1996 bestand die Tharandter Freiwillige Feuerwehr 120 Jahre. Ich wurde gebeten, ihr zur Seite zu stehen, weil sie gern ihre Geschichte und lesenswerte Geschichten aus zwölf Jahrzehnten veröffentlichen wollte. Es entstand eine alle befriedigende Gemeinsamkeit. Das Ergebnis waren die "Tharandter Marginalien 3", die über eine Gemeinschaft berichten, von der eine Menge Geschehnisse, die in unserer Stadt sich ereigneten, dargestellt werden, die von allgemeinem Interesse sind. Als Beispiel seien hier zwei Paragraphen aus dem "Grundgesetz für die freiwillige Feuerwehr zu Tharandt von 1876" angeführt: "§ 7 Die Meldung zum Eintritt in den Verein geschieht bei dem Hauptmann. Die Aufnahme erfolgt sodann mit Ablegung des Handgelöbnisses in öffentlicher Versammlung des Commando’s, nachdem der Name des Aufzunehmenden einmal in den Uebungs- oder Versammlungslokalen bekannt gegeben und ein Einwand nicht geltend gemacht worden ist. Ueber die Aufnahme entscheidet lediglich das Commando und ist dasselbe nicht verpflichtet, Gründe über Verweigerung der Aufnahme anzugeben. Die Mitglieder der Feuerwehr sind jederzeit nach Namen, Stand und Rang, den sie in derselben einnehmen, von dem Commando dem Stadtrathe anzuzeigen. Und § 13 Die freiwillige Feuerwehr steht unter der Leitung eines aus 7 Mitgliedern zusammengesetzten Commando’s: 1) dem Hauptmann, 2) dem Obersteiger oder Steigerführer und stellvertretenden Hauptmann, 3) dem Geschäftsführer, 4) dem Spritzenführer, 5) dem Zeugwart, 6/7 zwei Rottenführern, von denen einer speciell die Spritze zu beaufsichtigen und im Stande zu erhalten hat. Auch diese Geschichte, die sich am 25. Oktober 1994 zutrug, ist in dem reichlich bebilderten Heft zu lesen. Was es doch für kuriose Begebenheiten gibt, die einer Feuerwehr widerfahren können! An diesem Oktobertage hatten die Kameraden der Wehr gerade ihren Übungsdienst beendet, als eine Frau in großer Aufregung den Schulungsraum betrat. Ihr müsst sofort zu einem Wohnungsbrand auf der Talmühlenstraße in Hartha ausrücken, so ihre Forderung. Weil von uns aber auch während der Übung der Funkverkehr mitgehört worden war, war klar, dass die Freiwillige Feuerwehr des Kurortes Hartha den Brand bereits, ohne weitere Hilfe benötigt zu haben, gelöscht hatte. Also blieben alle ruhig sitzen und die in unser Domizil Eingedrungene erhielt die lakonische Antwort: Wir wissen, dass es in Hartha brennt. Aber nun war die Geduld, die die Frau bis hierher noch bewahrt hatte, am Ende. Mit großen Gesten und den heftigsten Vorwürfen forderte sie die Kameraden nochmals auf, nun endlich ihrer Pflicht nachzukommen. Es entstand daraufhin eine nervöse Unruhe unter den anwesenden Kameraden, da die gute Frau von ihren flehentlichen Bitten einfach nicht abließ. Was soll man sagen? Die Tharandter Feuerwehr rückte tatsächlich, ohne von der Feuerwehrleitstelle angefordert zu sein, aus. Mit großem Tatütata traf sie an der Brandstelle ein, von den Harthaer Kameraden verwundert beguckt. Aber bald ging allen an Ort und Stelle ein Licht auf. Es waren die Scheinwerfer, die auf dem Feuerwehrfahrzeug der Tharandter montiert waren. Dadurch ging die übrige zu leistende Arbeit noch einmal so schnell voran. Ein freundliches Dankeschön der Harthaer Kameraden und die gar nicht erwartete Geldprämie, vom Harthaer Bürgermeister überreicht, entschädigten für den eigentlich gar nicht erforderlichen und anfangs auch nicht gewollten Einsatz. Doch bis wer kann schon dem Charme einer Frau widerstehen?" Viele Geschichten aus der vergangenen Zeit werden in den "Marginalien 3" zur Kenntnis gebracht. Es wird in der Geschichte einer für die Stadt so wichtigen Gemeinschaft geblättert. Der Verkauf des Heftes 3 geschieht über die Feuerwehr, während Heft 2 in der Buchhandlung "Findus" in Tharandt und der Buchhandlung "Franz Mehring" im Buga-Center Freital erhältlich ist. Es hat in früheren Jahren natürlich immer wieder Menschen gegeben, die über die Ereignisse, die in unserer Stadt von ihnen für erwähnenswert gehalten wurden, etwas aufgeschrieben haben. Man kann sich gewiss streiten, was dabei denn nun erwähnenswert war und was nicht. Das spielt aber nur eine untergeordnete Rolle! Wir haben doch heute, wenn wir diese Aufzeichnungen benutzen, die Möglichkeit das auszusondern, was wir für unsere Zeit als wichtig oder als nicht mehr als interessant ansehen. Es ist allerdings auch unserem individuellen Dafürhalten ausgeliefert. Schreibt man in diesen Tagen über das, was sich gegenwärtig ereignet, dann fehlt einem auf jeden Fall die Vorstellung, was denn in Jahrzehnten später noch von allgemeinem Interesse sein könnte. Es ist jedoch nie verkehrt, wenn so viel wie möglich festgehalten wird. Die, die früher per bildlicher Darstellung oder später auf einem Foto Geschichtliches wiedergegeben haben, sind natürlich gleichen Kriterien unterworfen. So manches Motiv, das einst Tharandt auf Ansichtskarten darstellte, entspricht heute nicht mehr unseren Vorstellungen. Kramen wir in Archiven, so finden wir vielerlei Dokumente aus früheren Jahrhunderten. Dieses Material bereitet uns heute eine Menge Mühe, da es entweder in lateinischen Worten niedergeschrieben wurde oder die verwendeten Schriftzeichen uns nicht mehr geläufig sind. Rechtschreib- und Ausdrucksformen können sich auch manchmal noch erheblich querstellen. Nach der Erfindung des Buchdrucks geben uns Bücher Auskunft über Zeitereignisse. Ein Riesenschatz an Literatur tut sich uns hier auf, der auf Auswertung wartet und heute unter guten Bedingungen in Anwendung gebracht werden kann. Wollen wir über die geschichtlichen Geschehnisse, die über die Zeit des Bestehens der Burg etwas aussagen, dann sind wir gezwungen, uns in den Archiven umzusehen. Herr Adam hat hier eine immense Arbeit geleistet, von der man so manches Interessante bald erfahren kann. Eine erste größere Arbeit über Tharandt wurde 1716 von Johann Joseph Kannow angefangen und von Gottfried Leberecht Irmer und Johann Jacob Gasch bis zum Jahre 1852 fortgesetzt. Sie wurde als eine Art Tagebuch geschrieben. Das heißt, wenn sich etwas Besonderes in Tharandt ereignet hatte, ist es mit Datum vermerkt worden. Dieses Tagebuch wurde später mehrmals abgeschrieben; leider sind davon aber nur noch wenige Exemplare vorhanden. Wir finden zum Beispiel auch solche Episoden darin, dass der Kantor betrunken in den Mühlgraben gefallen ist. Auch die darin vorgenommene Darstellung der Gründung der Burg hält den heutigen Erkenntnissen keinesfalls mehr stand. Es setzte dann um 1800 die "Bad-Literatur" ein. Das Städtchen wurde in diesen Veröffentlichungen so vorteilhaft dargestellt, damit aufgrund dieser Beschreibungen sich viele Natur- und Badeliebhaber in Richtung Tharandt aufmachen sollten. Es wurde selbstverständlich auch die ihnen bekannte Geschichte der Stadt mit eingeflochten. Es wurde aber kaum recherchiert, wie weit denn die hier geschilderten Ereignisse auch mit der Wirklichkeit übereinstimmten. Mit der Gründung der Forstakademie sind auch einige Professoren darangegangen, mit wissenschaftlicher Akribie sich der Tharandter Geschichte zu nähern. Einige waren durch ihre Mitarbeit in den Vereinen der Stadt sehr eng mit Geschichtlichem und den Tagesereignissen bekannt geworden. Auch der ehemalige Forstgarteninspektor Gustav Büttner hat Ende 19. und bis Mitte 20. Jahrhundert eine Fülle von Fakten über Tharandt und die Forstakademie aufgeschrieben, so dass wir aus dieser Zeit sehr brauchbare Vorstellungen über das Leben in unserer Kleinstadt zur Verfügung haben. Büttners handschriftliche Aufzeichnungen wurden uns durch seinen Sohn zugängig. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts hat Anna Weißer, die sich auch erfolgreich in Poesie versuchte, mit großem Fleiß und sehr viel Sachverstand die Geschichte unserer Stadt in Ausschnitten dargestellt. Ihr Buch "Altes und Neues von Granaten" erschien im Jahre 1912 und hatte, da es sehr ansprechend gestaltet war, viele Leser gewonnen. Wer diese Veröffentlichung heute noch besitzt, hält sie mit beiden Händen fest. Frau Weißer hat selbst viel geforscht, Quellen ausfindig gemacht. Auch hat sie eigene Prosa beigesteuert oder von anderen zitiert. Von vielen begeisterten Besuchern oder Studierenden verfertigte Gedichte über Tharandt sind in ihrem 160seitigen Buch festgehalten. Es bildet heute eine Fundgrube für jeden Heimatforscher. Als im Jahre 1955 beschlossen wurde, 1956 die 750-Jahr-Feier in Tharandt zu begehen, fanden sich einige geschichtsinteressierte Bürger zusammen, die den Beginn einer neuen Darstellung der Heimatgeschichte einläuteten. In einer Broschüre Heft 1 (1956) begannen sie, aus der Geschichte der Stadt zu erzählen. Unter dem Titel "Forststadt Tharandt bis Beiträge zur Heimatgeschichte" erschienen in der Folge acht weitere Hefte: Heft 2 (1960) zum Schuljubiläum, Heft 3 (1966) zur 150-Jahr-Feier der Fakultät für Forstwirtschaft, Heft 4 (1976) als Führer durch die Heimatstube, Heft 5 (1978) mit der Darstellung des Forstbotanischen Gartens, das 1982 neu bearbeitet wurde, Heft 6 (1979) erzählt die Geschichte der Forststadt in Bildern, Heft 7 (1982) hat den Tharandter Wald zum Thema, Heft 8 (1984) zeigt Tharandt von Künstlern gesehen, Heft 9 (1986) berichtet über 175 Jahre forstliche Ausbildung in Tharandt. Diese Hefte fanden Anklang und gaben ein gutes Bild über die Geschichtsschreibung, die zur Zeit des Bestehens der Deutschen Demokratischen Republik möglich war. Das Bestreben, das bunte Leben einer Stadt aus Vergangenheit und Gegenwart in irgend einer Form festzuhalten, ist natürlich auch heute vorhanden. Als die politische Wende 1989/90 vollzogen war, war ich bestrebt, meine heimatgeschichtliche Arbeit unter den nun anderen Bedingungen fortzusetzen. Waren uns in DDR-Zeiten einige Tabus aufgezeigt worden, die aber die damals Schreibenden nicht sonderlich beeindruckten, so tat sich nun die Möglichkeit auf, alle in Jahrzehnten gesammelten Ergebnisse meiner Nachforschungen ungehemmt zur Darstellung zu bringen. Wie ich mit dieser Stadt verwurzelt bin, das wurde ich bei solcher Gelegenheit erst richtig gewahr. Im Jahre 1991 konnte ich mit Unterstützung durch Stadt und Sparkasse ein erstes reich bebildertes Heft über Tharandt herausbringen. Es nannte sich "Tharandt bis Stadt mit Tradition und schöner Natur". Es war für zu erwartende Besucher unserer Stadt oder auch für Interessenten aus unserem Territorium gedacht, die sich einen Überblick über diese Kleinstadt am Rande Dresdens verschaffen wollten. Im Jahre 1993 entwickelten mithilfe des 1992 gegründeten Burgen- und Geschichtsverein Dr. Béla Bélafi und ich eine Art Stadtführer, der viele Hinweise auf die Geschichte und die Besonderheiten Tharandts enthielt. Dann trennten sich unsere Wege. Dr. Bélafi veröffentlichte Historisches mit Unterstützung der Stadtverwaltung. Meine Darstellungen liefen nun nur noch über den Burgen- und Geschichtsverein. Wir nannten unsere Reihe "Tharandter Marginalien", also Randbemerkungen über Tharandt. Was so gemeint ist, dass wir kein zusammenhängendes Geschichtswerk verfassen wollen, sondern einzelne Abschnitte der Heimatgeschichte detailliert vorstellen möchten. Anlass für unser erstes Heft war im Jahre 1994 Heinrich Cottas 150. Todestag. Joachim Fröhlich hatte den Briefwechsel Cottas und dessen Erinnerungen durchgesehen, in Zusammenarbeit mit dem Verein eine Auswahl getroffen und dazu eine ausführliche Biographie Cottas verfasst. Diese Veröffentlichung wurde besonders in Forstkreisen weltweit beachtet. 1995 machte sich eine zweite Auflage erforderlich. Viele anerkennende Worte konnten wir entgegen nehmen. Auch die zweite Auflage ist inzwischen vergriffen. . Historischer Pilger- und Jagdweg im Tharandter Wald - André Kaiser, Kurort Hartha - Es handelt sich dabei um einen sehr tiefen Hohlweg am Ascherhübel im Tharandter Wald, der parallel zum Mühlweg zwischen Spechtshausen und der Ernemann-Schutzhütte im Triebischtal verläuft, wo der Wanderer nun neben einem hölzernen Pilgerkreuz und einer sandsteinernen Jagdsäule auch noch in die Bäume geritzte Wegemarkierungen vorfindet. Dieser Weg entstand vermutlich Mitte des 12. Jh. als Pilgerweg im Zuge der von Osten kommenden, so genannten "Frankenstraße" zum Grab des hl. Jakobus d. Ä. in Santiago de Compostela (Spanien), der allgemein als Jakobsweg mit dem Wegezeichen der Jakobsmuschel bekannt ist. In unserer Region führte er von der Elbfurt bei Constappel, wo noch Reste eines Pilgerhospizes gefunden wurden, über den Gohlberg, Kleinschönberg, die Hühndorfer Höhe, Wilsdruff (Jakobikirche aus dem 12. Jh. am alten Friedhof), Grumbach, Fördergersdorf (romanische Kirche mit Resten von Wandbildern aus dem 12. Jh. innen und außen, Begräbniskapelle der Tharandter Burg), Spechtshausen, Grillenburg (Kellergewölbe und Grundmauern eines Pilgerhospizes aus dem 12. Jh.) und Naundorf nach Freiberg (alte Jakobikirche der Bergmannssiedlung wurde 1890-92 am Ortseingang neu errichtet, Dom mit romanischer "Goldener Pforte" aus Grillenburger Sandstein). Nachdem 1285 beim Domumbau in Meißen die Gebeine des Bischofs Benno (ca. 1010 bis ca. 1106) gefunden wurden, bestand bis zur Heiligsprechung des Bischofs (1524) und dem Verkauf der Gebeine nach München (Frauenkirche, Landespatron vom Bayern) im Zuge der Reformation (1539) ein weiterer Pilgerweg. Er kam von Böhmen über den Erzgebirgskamm und führte über Dippoldiswalde (romanische Nikolaikirche am Friedhof), Ruppendorf, Höckendorf, Markgrafenstein, Grillenburg, Spechtshausen, Fördergersdorf, Grumbach, Wilsdruff (einst ältestes Geläut Sachsens mit Bennoglocke in der Jakobikirche) nach Meißen. Zwischen Grillenburg (Pilgerhospiz) und Wilsdruff (Jakobikirche) dürfte die Wegführung identisch gewesen sein. In Grillenburg kreuzten sich in dieser Zeit außerdem noch der Meißen-Riesenburger-Weg und die "Hohe Straße" von Dohna nach Freiberg. Dem Schutz der Pilgerwege diente auch die Wasserburg in Pohrsdorf am Beginn des heutigen Kirchweges im Oberdorf sowie der Wachpunkt Markgrafenstein. Da die Hussiten bei ihrem Einfall 1429/30 sowie böhmische Söldner in den Bruderkriegen 1450 auch diese Wege nutzten, wurden spätestens in dieser Zeit u.a. der Wachpunkt Markgrafenstein, das Pilgerhospiz in Grillenburg, die Burg Pohrsdorf und die Kirche Fördergersdorf zerstört. Die Burg Tharandt griffen die Hussiten an, was archäologische Untersuchungen belegen, und die Stadt Wilsdruff brannte im Krieg 1450. Nach der Reformation blieben die Wege, verbunden mit dem Bau des Jagdhauses Grillenburg auf den Mauern des Pilgerhospizes (1554-58), u.a. als Jagdwege und Verbindung zu den Amtsdörfern erhalten. Denn Grillenburg wurde Sitz des Amtes, der Justizbehörde und des Oberforst- und Wildmeisters. Der Pilgerweg zwischen Fördergersdorf und Grillenburg wurde Ende des 16. Jh. bis ins 18. Jh. mit einem Waldzeichen markiert, das ein "W" mit einem darüber stehenden Stern darstellt. Er verband unter dem Namen "Fürsten- oder Herrenweg" Grillenburg mit Dresden. Als so genannten "Leichenweg" nutzen ihn aber auch die Begräbnisprozessionen der evangelischen Wettiner von Dresden in den Dom nach Freiberg. Der Pilgerweg zwischen Grillenburg und Dippoldiswalde überdauerte als "Heiliger Weg" zwischen diesen herrschaftlichen Amts- und Jagdsitzen die Zeit und wurde mit dem Symbol eines Hirschgeweihes markiert. 1737 stellte man anstelle von Postmeilensäulen in Sichtweite Jagdsäulen am "Fürsten- oder Herrenweg" zwischen Dresden und Grillenburg auf. Im Gegensatz zu den bis heute erhaltenen Jagdsäulen des Dresdner Geheges aus dem 17. Jh., u.a. in Kesselsdorf und Kleinopitz, waren daran unter den Kurschwertern die Wegemarkierung "W" und die Jahreszahl 1737 eingemeißelt. Erst das ab 1811 durch Heinrich Cotta im Tharandter Wald eingeführte schachbrettartige und geradlinige Schneisen- und Flügelsystem löste zahlreiche historischen Wege, wie auch die Pilger- und Jagdwege ab, deren Verlauf heute nur noch durch tiefe Gräben im Gelände zu erahnen ist. Im Rahmen des Projektes "Ökumenischer Pilgerweg" (www.oekonomischer-pilgerweg.de) beim ev.-luth. Landesjugendpfarramt, das sich derzeit auf den Jakobsweg im Zuge der VIA REGIA mit kostenlosen Pilgerherbergen konzentriert, könnte auch der Pilgerweg im Tharandter Wald als Teil der Verbindung von der VIA REGIA zu den Jakobswegen in Franken bzw. nach Böhmen eine überregionale Bedeutung erlangen. Das "Haus der Stille" beim ev.-luth. Pfarramt Grumbach und das Rüstzeitheim des ev.-luth. Stadtjugendpfarramtes Dresden "Unsere Hütte" in Kurort Hartha ließen sich gut damit verbinden und schließlich würde man in diesem Rahmen auch der städtischen Jakobikirche in Wilsdruff wieder eine Perspektive geben können. Flößerpfad auf den Spuren der Holzflößerei im Tharandter Wald - André Kaiser, Kurort Hartha - Die umfangreiche Aufarbeitung der Thematik anhand von Unterlagen des Sächsischen Hauptstaatsarchivs in Dresden zur Vorbereitung wurde von Rudolf Schmelzer aus Dorfhain durchgeführt. Danach wurde auf Befehl Herzog Georg des Bärtigen im Jahre 1521 die Holzflößerei aus dem Osterzgebirge zur Versorgung des herrschaftlichen Hofes und der Residenzstadt Dresden mit Brennholz eingerichtet. Das Floßholz gelangte dabei mit der natürlichen Strömung vom Oberlauf der Wilden Weißeritz (Floßteiche bei Rehefeld-Zaunhaus und Floßschleuse bei Schönfeld) zum Floßrechen in Dresden-Plauen und von dort durch den Floßgraben zum Floßholzhof in Dresden-Löbtau (heute Ebert-Platz). Die Flöße waren ca. 14 Tage mit dem Frühjahrshochwasser im April und Mai unterwegs wobei zeitweise bis zu 1.200 Männer und 3.650 Frauen bis zu 13.500 m³ Holz in einzelnen Stücken nach Dresden flößten. 1561 begann auf Befehl von Kurfürst "Vater" August der Transport von Floßholz vom Pöbelbach und dem Oberlauf der Roten Weißeritz (Schinderbrücke bei Altenberg) nach Dresden und an der Wilden Weißeritz wurden Kohlplätze mit Erdmeilern zur Holzkohleerzeugung für die Freiberger Hütten an der Thalmühle zwischen Röthenbach und Beerwalde und an der Holzmühle (in der heutigen Talsperre) bei Klingenberg angelegt. Auch von den Kohlplätzen im Tharandter Wald wurde Holzkohle nach Freiberg gebracht (1568 = 2.000 Wagen Holzkohle). Heute erinnert der 1846 zu Lehrzecken angelegte Meilerplatz im Breiten Grund bei Tharandt daran, wo neben Schautafeln und der traditionellen Köhlerbehausung "Köte" einmal im Jahr zum Meilerfest zu Pfingsten noch ein historischer Erdmeiler gezündet und auf diese traditionelle Art und Weise Holzkohle erzeugt wird. Ab 1615 nutzte man auch die Flößerei aus dem Tharandt-Grillenburger Wald über die Wilde Weißeritz nach Dresden. Floßholzabwurfstellen in die Wilde Weißeritz waren das Hütten Los" und das "Georgen Los" unweit von der Forsthütte "Pferdestall" bei Edle Krone und das "Bellmanns Los", was noch heute mit Floßholzplatz und Floßweg zwischen Tharandt und Edle Krone erhalten ist. Ab 1718 wurde das Floßholz zusätzlich über den 1717 zum Floßgraben ausgebauten Seerenbach der Wilden Weißeritz zugeführt. Dazu wurde am Seerenbach das Wasser in einem großen Floßteich gestaut und zusätzlich Wasser über den Floßwasserkanal von der alten Triebisch (X-Bach) bei Grillenburg über einen kleinen Floßteich herangeführt. Der große Floßteich wurde 1828 durch den unterhalb gelegenen Seerenteich ersetzt und der kleine Floßteich vor einigen Jahren als Biotop neu angelegt. 1872 erfolgte der letzte Floßholzabwurf im Tharandter Wald vom Bellmanns Los und 1875 endete die Flößerei nach Dresden wegen des rentableren Transportes des Holzes mit der Eisenbahn. . Die Amtsmühle zu Grillenburg - André Kaiser, Kurort Hartha - Bereits auf der ältesten karthographischen Darstellung des Jagdhauses Grillenburg (um 1580) ist eine "Muehl" am Mittelteich (heute Badeteich) am (Dorf-) Hayner Weg eingezeichnet. Nach Forschungen des Landesdenkmalpflegers Dr. Walter Bachmann (1936) soll es sich dabei um "eine kleine Brettmühle" (Sägemühle) gehandelt haben, die schon 1577 erwähnt wird. Dort sollen u. a. Bretter für den Neubau des Schlosses in Freiberg geschnitten worden sein. Sie hatte jedoch keinen langen Bestand. Denn in einem Gesuch vom 10. Juni 1702 an den "Kurfürst - König August den Starken" regen der Oberforst- und Wildmeister Hannibal Johann von Schmerzing (Oberforstmeisterei Grillenburg) und der Amtsschösser Christian Moritz Engel (Amt Grillenburg) den Bau einer Mahl- und Schneidemühle beim Jagd- und Amtshaus an, da die Mühlen in der Umgebung zu weit entfernt waren. Das Gesuch wurde vom Land-Cammer-Rath von Döhlau und dem Landbauschreiber Hiller aus Nossen vor Ort geprüft und am 16. Juli 1702 befürwortet. Die Baugenehmigung für diese "Amtsmühle" erfolgte am 8. August 1704. Nach dem Bau wurde die Mühle verpachtet, wobei die Pächter den 1713 aufgestockten Mühlenbau zunehmend verfallen ließen. Nach langen Verhandlungen erfolgte dann am 7. Mai 1736 der erbliche Verkauf für 500 Gulden an Georg Naumann aus Colmnitz. Damit verbunden waren die Erlaubnis der Waldhutung (Waldweide) für 6 Kühe, die Genehmigung, den Schneidegang (Sägemühle) durch einen Ölgang (Ölmühle) zu ersetzen, das Recht der Ausspannung (Pferdewechsel), die freie "Schank-, Mahl- und Back-Gerechtigkeit" und das Recht des freien Holzsammelns im Wald. Da die Amtsmühle nun nicht mehr dem kurfürstlichen Amt unterstand, wurde das nun private Mühlengrundstück mit Grenzsteinen markiert. Diese Grenzsteine trugen zur Mühle hin die Jahreszahl 1736 und nach außen die Kurschwerter, ähnlich den Forstgrenzsteinen, die 1735-40 um den Tharandter Wald gesetzt wurden. Einer dieser Rainsteine aus Sandstein vom Mühlengrundstück ist heute in der Ausstellung zur Jagdhausgeschichte im Jagdschloss Grillenburg ausgestellt. Bereits 1737 verkaufte Georg Naumann "die vererbte Hochherrschaftliche Mühle" an seinen Schwiegersohn, den Hufschmied Christian Kernd(t) aus Pretzschendorf. Dieser bekam am 26. September 1737 die Konzession für den Bau einer Schmiede im Mühlengrundstück. Einem späteren Besitzer, dem Erbmüller Johann Gottlob Ficke (sen.), gelang es am 25. Juli 1780 auch noch die Konzession zur Beherbergung, das Schlachtens und den Fleischverkauf zu erlangen. Er ließ 1783 (Schlussstein) das bis heute erhaltene Wohn-, Back- und Gasthofsgebäude erneuern bzw. neu errichten und die Schmiede 1784 abreißen, ohne die Schmiedekonzession aufzugeben. Die Mühle übernahm später sein Sohn Johann Gottlob Ficke (jun.). Den Mühlenbesitzern gelang es in langen Verhandlungen 1817-20 anstelle der Waldhutung von 6 Kühen und im Tausch mit den ihnen vererbten "Warnsdorfer Wiesen", Waldboden in Mühlennähe als Eigentum zu erwerben, während andere Einwohner Grillenburgs nur Pachtland bekamen. 1818 war Christian Friedrich Heinsch Besitzer der "Amtsmühle". Der Mühlen und Schenkenbesitzer Traugott Lindner ließ 1829 aus dem Abrissmaterial des "Fürstenhauses" der Jagdhausanlage einen neuen Gasthof (heute: Gasthaus "Zur Grille") an der 1826 angelegten Dresden-Freiberger-Chaussee erbauen. 1855-65 und 1869-77 diente das ehemalige Wohn-, Back- und Gasthofsgebäude der Mühle u. a. der "Sammelschule" Grillenburg als Unterrichtsraum. Um die Jahrhundertwende soll die Mühle aufgrund eines Kurzschlusses im Gleichstromgenerator abgebrannt sein. Ein Stauteich für die Mühle, der vom Schlossteich gespeist wurde, befand sich bis dahin direkt an der Dresden-Freiberger-Chaussee. Der damalige Besitzer war Paul Glanzberg. Historische Ansichtskarten zeigen die Mühle tatsächlich nur bis um 1900 zwischen dem noch erhaltenen Wohn-, Back- und Gasthofsgebäude (genannt "Wiesenhaus") bzw. dem gegenüberliegenden Wirtschaftsgebäude hinter dem Gasthof Grillenburg und dem Grunder Weg (heute: Standort Kläranlage) an der heutigen Triebisch. Auf historischen Plänen und bei Rekonstruktionen der Hausstandorte in Grillenburg wurde der Standort des Mühlengebäudes jedoch immer falsch dargestellt bzw. mit dem Wohn-, Back- und Gasthaus (Abbildung 2) verwechselt. Die letzten Erhaltungsmaßnahmen am "Wiesenhaus", in dem sich bis heute noch die historische Backstube befindet, nahm 1969 Gasthofsbesitzer Heinz Stephan vor. Die Chemnitzer Verkehrsbetriebe ließen als Besitzer 1978 - 1992 das noch bewohnte "Wiesenhaus" verfallen und beantragten ab 1987 vergeblich die Herauslösung aus der Denkmalliste. Nach dem Ausbau des Gasthofes zum Waldhotel "Zur Grille" wurde das Wirtschaftsgebäude der Mühle letztmals instandgesetzt und für Veranstaltungen der Erlebnisgastronomie ausgebaut und genutzt. (Quelle: Dr. H. Petzold: "200 Jahre Grillenburg", Dorfhain 1980) Die ehemalige Burg in Pohrsdorf - André Kaiser, Kurort Hartha -929 König HEINRICH gründet die Burg Meißen an der Elbe und legt den Grundstein für die Mark Meißen. Mitte des 12. Jh. >entstehen Förder- und Hintergersdorf als regelmäßige Waldhufendörfer, benannt nach dem Kolonisten GERHARD, sowie die Siedlung Warnsdorf. 1185 Verleihung des Stadtrechtes an Freiberg durch Markgraf OTTO. 1186 Eine Urkunde, die man im Turm der zu Sora (bei Wilsdruff) fand, bezeichnet die damaligen Siedler als FRANKEN (fränkische Bauern aus der Maingegend). Des Weiteren kamen auch Siedler auch aus dem Osterland, Thüringen, (Nieder-) Sachsen und Flamen. (Älteste Urkunde des Wilsdruffer Landes) 1190 Erwähnung der Burg Tharandt in der Wartburglegende. Ende des 12. Jh. entsteht Pohrsdorf als unregelmäßiges Waldhufendorf, benannt nach dem Kolonisten BORSO (oder BORIWO?), und einer Jagdpfalz von Kaiser FRIEDRICH (BARBAROSSA) oder eines Pilgerhospizes auf der Grillenburger Lichtung. 1206 Die Burg "Thorun" (Burgwartsberg) der Burggrafen von DOHNA wird zerstört. (Erste Erwähnung von Pesterwitz) 1216 BORIWO DE THARANT, Burghauptmann der Burg Tharandt, sagt als Zeuge gegen den Burggrafen von Dohna in Dresden aus. (Erste urkundliche Erwähnung von Tharandt). Als Begräbniskapelle der Burg Tharandt diente die Kirche von Fördergersdorf. 1227 Die Burggrafen von DOHNA erwerben die Burg Rabenau. 1307 "JUTTA VON BORSEWITZ" läßt das "Schloß Borsdorf" (einen Burghof mit einem ausgedehntem Wassergraben) errichten. In einer (nicht mehr vorhandenen) kirchlichen Urkunde wird gesagt, dass neben Tharandt, Hintergersdorf und Warnsdorf auch "die Häuser östlich von Pohrsdorf" (die Zeidler vom Pohrsdorfer Rand) "nach Gersdorf" (Fördergersdorf) "eingekircht" wurden. 1313 HERMANN, Burggraf von Meißen, verkaufte "erdrückt von schwerer Schuldenlast infolge widriger Geschicke den Zinz an JUTTA VON BORSENITZ", die als JUTTA VON PORSCHWITZ den Burghof mit Wasserwall als Schloss von Pohrsdorf erbauen ließ. 1349 "Nach Grumbach war eingepfarrt Borsdorf, wo die von SCHÖNBERG 3 marcas Silber bezogen." (Erste urkundliche Erwähnung von Pohrsdorf) 1378 Erste urkundliche Erwähnung von Hintergersdorf als "Wengin Gerhartstorff" und Fördergersdorf als "Grozin Gerhartstorff". 1399 Die Burg Rabenau wird vom Markgrafen WILHELM I. von Meißen erobert. 1403 Erste urkundliche Erwähnung der "Czideler" von Fördergersdorf (Pohrsdorfer Rand). 1429/30 Zerstörung der Pohrsdorfer Burg, der Grillenburger Anlagen (evtl. auch von Warnsdorf) und der Fördergersdorfer Kirche durch die Hussiten. Die Burg Tharandt wird trotz Belagerung nicht von den Hussiten eingenommen. (Quelle: Schirmer / Tamme, Ortschronik Pohrsdorf) . Der erste Postmeister und der Posthof zu Tharandt - André Kaiser, Kurort Hartha - Mit der Aufhebung der Poststation Herzogswalde und der Verlegung des Postkurses von der "Hofer Chaussee" (heute B 173) auf die Dresden - Freiberger Chaussee, zum 1. April 1833, sollte in Tharandt eine neue Poststation eingerichtet werden. Da das Finanzministerium es nicht angemessen fand, dem am 11. Februar 1819 berufenen Tharandter Postverwalter Heinrich Heber das Amt des Postmeisters zu übertragen, wurde die Stelle ausgeschrieben. Beim Oberpostamt in Leipzig bewarb sich, außer Heber, noch der "Premier-Lieutenant und Adjutant" Carl August von Oehlschlägel aus Dresden. Er gab als Begründung an, dass er nach 23 Jahren Dienst bei der sächsischen Armee aufgrund einer Verwundung die Erlangung eines "Civilpostens" anstrebe und über die nötigen Mittel zum Bau der neuen Poststation verfüge. Das Oberpostamt empfahl deshalb auch dem Finanzministerium die Einstellung Oehlschlägels. Seine offizielle Vereidigung als Postmeister fand am 13. März 1833 am Oberpostamt in Leipzig statt. Carl August Oehlschlägel wurde am 4. Januar 1796 in Annaberg als sechstes und letztes Kind des Premierleutnants der Chur-Sächsischen Armee, Gottlieb Carl Oehlschlägel, geboren. Im Jahre 1810 trat er in den Heeresdienst der Königlich-sächsischen Armee und im Zuge der Teilnahme an den Feldzügen von 1812 bis 1815 in den unter Napoleon kämpfenden sächsischen Truppen wurde er am 23. August 1813, nach der Schlacht bei Großbeeren, mit dem Ritterkreuz der Königlich-französischen Ehrenlegion ausgezeichnet. Carl August Oehlschlägel beantragte am 24. April 1830 beim sächsischen König die Erhebung in den Adelsstand und legte dazu Zeugnisse und ein Gutachten vom 16. Februar 1817 vor, dass die altadelige Herkunft seines aus der Reichsstadt Speyer stammenden Geschlechtes bestätigen sollte. Die Erhebung in den Adelsstand und die Verleihung eines adeligen Wappens wurde mit dem Adelsbrief von König Anton (1755 - 1836) am 28. August 1830 vollzogen. Am 19. Mai 1830 heiratete er Emilie Wilhelmine Grünler, Tochter einer Kaufmannsfamilie aus Mühlbach bei Wurzen. Aufgrund seines Antrages und der "Civilanstellung mit Capitäns-Character", verbunden mit der Erlaubnis zum Tragen der Armee-Uniform, erfolgte seine Entlassung aus der Königlich-sächsischen Armee im Range eines Hauptmanns. Nach seiner Vereidigung als Postmeister, mit einem Jahresgehalt von 200 Talern, erwarb v. Oehlschlägel am 11. April 1833 zunächst ein 1.925 m² großes Hausgrundstück im Stadtzentrum Tharandts für 1.800 Taler von Caroline Wilhelmine Stiehler, dass er zu diesem Zeitpunkt schon bewohnte. Gemäß der "Hausbau-Conzessionsurkunde" vom 19. Oktober 1833 wurden auf diesem Grundstück ein Wohnhaus, zwei Stallgebäude und ein Wagenschuppen mit Inventar als Tharandter Posthof für ca. 13-14.000 Taler errichtet. Durch Tharandt fuhren 1833 zweimal wöchentlich "Diligencen" (Postkutschen) von Dresden nach Schneeberg, Plauen/Vogtl. bzw. Hof und zurück sowie Eilposten (Eilpostkutschen) von Dresden nach Chemnitz und Nürnberg und zurück. Einmal wöchentlich verkehrten Reitposten von Dresden nach Nürnberg und zurück. In einer Veröffentlichung von 1836 wird das Posthaus als eine Zierde der Stadt gelobt. Außerdem habe sich der Verkehr auf der seit 1833 durch Tharandt führenden Poststraße nach Bayern nahezu verdreifacht. Das Postamt hatte im Winter von 8 bis 12 und 14 bis 18 Uhr und im Sommer von 7 bis 12 und 14 bis 19 Uhr geöffnet. Poststationen befanden sich an den Poststraßen in der Regel im Abstand von 2 Meilen (ca. 20 km). Hier wurden die Pferde für die Postverbindungen gewechselt sowie bei voll besetzten Wagen zusätzliche Pferde gestellt. Auf Anregung v. Oehlschlägels wurde 1837 die Straße zwischen dem Posthaus und dem Chausseehaus auf einer Länge von 51 Metern von 6,80 m auf über 10 m verbreitert, so dass die haltenden Postwagen den Verkehr nicht mehr behinderten. Nach der Geburt des vierten Kindes starb seine erste Frau am 31. August 1838. Sie wurde auf dem alten Friedhof in Tharandt in einem Erbbegräbnis beigesetzt (heute am Eingang des Hofes der Mittelschule Tharandt). Am 14. November 1842 heiratete v. Oehlschlägel Anna Auguste Rudolphine Emma Sophie von Davier aus Neeken bei Roßlau in der Kirche zu Tharandt. Aus dieser Ehe gingen drei weitere Kinder hervor. Um die große Posthalterei bewirtschaften zu können, kaufte v. Oehlschlägel 1834 bis 1843 mehrere Ländereien in Tharandt und Umgebung für Feld- und Wiesenwirtschaft. Allein der Bedarf an Hafer wurde mit jährlich 2.000 Zentner und der an Heu mit 912 Zentner angegeben. Um sich noch mehr von den Preisschwankungen für Hafer, Heu und Stroh frei zu machen, erwarb er schließlich 1849 und 1852 zwei in Ober-Langenau bei Freiberg gelegene Bauerngüter, darunter das Rittergut Ober-Langenau. 1839 kaufte er auch das neben dem Posthaus gelegene Hausgrundstück, in dem sich von 1856 bis 1862 das "Staatstelegraphenbureau" der Dresden-Freiberg-Chemnitzer Telegraphenleitung befand. In Tharandt war der königstreue Hauptmann a. D. v. Oehlschlägel der geborene Führer der Kommunalgarde und trat als solcher auch in den Maitagen des Jahres 1849 in Erscheinung. So marschierte er an der Spitze der 200 Mann starken Tharandter Garde am 3. Mai 1849 abends nach Dresden, um dem König zu helfen. Doch der König war schon abgereist. So kehrte er unverrichteter Dinge am Morgen des nächsten Tages wieder zurück und floh kurz vor dem Ende des Maiaufstandes, am 7. Mai 1849, für einige Tage mit Frau und Kindern nach Eilenburg, da er befürchtete, von den aus Dresden zurückweichenden Massen für das Scheitern des Aufstandes mitverantwortlich gemacht zu werden. Sein eigenmächtiges Auftreten wurde jedoch nicht von den Aufständigen, sondern vielmehr von seiner vorgesetzten Behörde, dem Oberpostamt, und dem Kriegs- und Finanzministerium angezeigt und verurteilt. Außerdem wurde er in der Zeitung verspottet. Der Postmeister hatte oft mit wirtschaftlicher Schwierigkeiten, durch den Verlust von Pferden 1837, 1838 und 1841 und den erforderlichen Neubau von mehreren Kutschen im Jahre 1837, sowie ständig steigende Preise für den Kauf von Pferden und Hafer, im Gegensatz zu einem sinkenden Postaufkommen, zu kämpfen. Durch das zurückgehende Postaufkommen entstand ihm Jahre 1854 ein Verlust von 1.595 Talern bei einem Jahresgehalt von nunmehr 300 Talern. Doch mit der Eröffnung der privaten Albertbahn Dresden - Tharandt, am 1. Juli 1855, wuchs das Bedürfnis der Weiterbeförderung nach Freiberg bzw. Chemnitz, was sich zunächst positiv auf das Postamt Tharandt auswirkte. Das betraf besonders den Weitertransport von Reisenden mit der Postkutsche, aber auch den Brief- und Frachtverkehr. Ein bedenkliches Augenleiden zwang v. Oehlschlägel jedoch Ende 1858, um Dienstentlassung zu bitten. Er schlug vor, seine Postmeister- und Posthalterstelle dem Rittergutsbesitzer Käferstein aus Tharandt zu übertragen, dem er auch die Posthalterei mit Inventar und 28 Pferden sowie seine Grundstücke verkaufen würde. Am 31. Januar 1859 wurde v. Oehlschlägel, wie schon sein Vorgänger, mit einer schlechten Beurteilung und jährlichen Pension von 400 Talern entlassen. So schrieb die Oberpostdirektion Leipzig, er habe "sich von jeher den postalischen Geschäften fast ganz entzogen" und der Zustand seiner Posthalterei hätte "stets zu wünschen übrig gelassen", so dass sein Abgang im "Interesse des Dienstes nur gewünscht werden kann". Der Verkauf der Posthalterei für nur 8.000 Taler fand am 1. März 1859 statt. Im selben Jahr verkaufte er auch die Güter in Langenau und das Nachbargrundstück des Posthauses in Tharandt. Bis zu seinem Tod, am 17. Oktober 1859, bewohnte er mit seiner Familie das ihm gehörende Grundstück auf der Wilsdruffer Str. 16 b in Tharandt. Am 19. Oktober 1859 wurde er neben seiner ersten Frau auf dem alten Friedhof in Tharandt beigesetzt. 1862 löste die Eisenbahn in Tharandt die Postkutschen endgültig ab. Die Posthalterei erwarb 1867 die Stadt Tharandt, nutzte es bis Ende 1929 als Rathaus und bis heute als "Ärztehaus". Die Wagenschuppen dienten bis zum Abriss der freiwilligen Feuerwehr. Danach wurde ein Stallgebäude für die FFW umgebaut, während das zweite Stallgebäude, wie das Posthaus, noch weitgehend original erhalten blieb. Quelle: Postinspektor Willy Schöne, Langebrück (Sachsen): Carl August von Oehlschlägel, der erste Postmeister zu Tharandt, Tharandt 1933 -
 
 
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